Freitag, 23. Juni 2017

TOD AUF RATEN



Zwischen Zinserlass und Zwangsräumung: Wie reagieren die verschiedenen europäischen Länder auf die Überschuldung von Privathaushalten? Mit dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2008 explodierten in den USA die Staatsschulden und die der privaten Haushalte. Doch auch in Europa zwang die Finanzkrise mehr und mehr Privatpersonen dazu, Kredite aufzunehmen. Im Oktober 2016 waren laut „SchuldnerAtlas“ 6,8 Millionen Deutsche verschuldet, mit einer durchschnittlichen Überschuldung von rund 35.000 Euro pro Person. Auch im europäischen Umfeld sieht die Situation kaum besser aus.

In Frankreich nehmen sich laut Experten täglich drei Menschen das Leben, weil sie keinen Ausweg aus der Schuldenspirale finden. Seit der Finanzkrise 2008 sind immer mehr private Haushalte in Europa überschuldet.

Das Phänomen führt zwar längst nicht immer zum Suizid, doch in vielen Fällen ziehen Existenzängste und Schamgefühl eine soziale Ausgrenzung und seelische Störungen nach sich, die schwer zu heilen sind. In einer Gesellschaft des Überflusses, wo sich Versuchung und Frust ständig abwechseln, werden Verbraucher mit immer subtileren und perfideren Methoden zum Geldausgeben angeregt.

Mit der Aufnahme des ersten Kredits beginnt meist das Unglück - doch weil Darlehen als Motor für Konsum und Wachstum gelten, können selbst die riskantesten Kreditformen nur schwer verboten werden.

Welche Lücken hat das Finanzsystem? Welche gesetzlichen Schlupflöcher nutzen Kreditgeber? Und was können Privatpersonen tun, um der Schuldenspirale zu entkommen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Dokumentation, die in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien, Großbritannien und Island gedreht wurde. In einigen dieser Länder ist die Schuldensituation besonders prekär, in anderen wird bereits effizient gegen private Haushaltsüberschuldung vorgegangen. So kann die Vermittlung von finanzieller Allgemeinbildung und Kenntnissen in Haushaltsführung dabei helfen, dass es gar nicht erst so weit kommt.

Manche träumen gar von einer kollektiven Entschuldung nach dem Vorbild des biblischen Erlassjahres oder der mesopotamischen Könige, die regelmäßig einen generellen Schuldenerlass anordneten, um flüchtige Schuldner in die Stadt zurückzuholen.

Dazu gehört der amerikanische Anthropologe und Occupy-Wall-Street-Mitinitiator David Graeber, der im Dokumentarfilm ebenfalls zu Wort kommt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen